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Rückschau
auf unser Treffen vom 26. bis 30.11.2025 in Bad Dürkheim
Unser aktHivplus
Bad-Dürkheim-Lied !

Die Zusammenfassung unseres 99ten Treffens:
- Mit diesem Treffen ging eine Ära zu Ende. Das Treffen fand zum letzten Mal in Bad Dürkheim statt. Einige Langzeit-positive Teilnehmer haben viele Erinnerungen an diesen Ort, schöne und traurige. Bei einem Fackellauf gedachten wir den Toten (s. unten und "In Gedanken bei Euch").
- Es waren beim Treffen: 28 Teilnehmer (ohne Referenten und physiotherapeutische Behandler*in), davon: 9 Frauen, 3 serodifferente Paare (eine Person ist HIV-positiv, der/die Partner*in ist HIV-negativ), 10 neue Teilnehmer*innen.
- Im Workshop: „Wheel of Consent® – Klarheit in Kommunikation und Beziehung“ mit Steffi Munz entdeckten wir, wie wir unsere Wünsche, Bedürfnisse und Grenzen bewusster wahrnehmen und klarer ausdrücken können. Wir können beurteilen, ob es in einer Begegnung um uns oder um unser Gegenüber geht – und was sich verändert, wenn uns das bewusst wird. So können wir unsere Körperwahrnehmung, Kommunikation und Handlungsfreiheit stärken und gewinnen neue Wahlmöglichkeiten für unsere Beziehungen. Praktische Übungen dazu waren die "3-Minutenspiele" die wir im Anschluss analysierten und daraus neue Erkenntnisse zogen.
- Im Workshop: „Positiv alt werden“ mit den Referenten Helmut Hartl, Arzt aus München und Peter Wiessner, Diplom Sozialwissenschaftler aus Berlin, bereicherten wir unser Wissen zum Thema „Altern mit HIV“ und „Was sind Alterungsprozesse“. Haben wir als HIV-positive Menschen womöglich ein erhöhtes Risiko im Alter? Was bedeutet ein längeres Leben mit HIV aus medizinischer Sicht? Wir erfuhren, welche Folgen sich aufgrund der HIV-Infektion, der Therapie und welche aufgrund des allgemeinen Älterwerdens ergeben können. Durch unsere Verhaltensweisen können wir den Prozess des „gesunden“ Älterwerdens positiv unterstützen. Die Referenten gaben Antworten auf die vielen Fragen der Teilnehmer*innen.
- In einem Workshop für die zahlreichen neuen Teilnehme, die u.a. erst vor kurzem ihre HIV-Diagnose erhielten, wurden Informationen zur Thematik gegeben, wurden Fragen beantwortet und es gab untereinander den Austausch.
- Der "Offene Gesprächskreis" bot an, eine aktuelle, problematische Lebenssituation zu offenbaren, zu hören, wie andere in ähnlichen Situationen damit umgegangen sind, andere Meinungen und eine Sicht von außen zu erhalten um daran anzuknüpfen und die eigenen Probleme anzugehen und aufzulösen.
- Im Kreativ-Workshop wurde wunderschöne künstlerische Deko, z.B. Traumfänger hergestellt (s. "Impressionen") und genoß dabei eine entspannte Auszeit vom Alltag.
- Individuelle Massage, Reiki und Shiatsu ergänzten ganztägig das Programm. Neu dabei war die "Hot Stone Therapie" die alle begeisterte und -gerade im Winter- absolut entspannte.
- Am Morgen konnten sich die Frühaufsteher mit Walking in Schwung bringen.
- Mit Chi Kung konnten wir uns durch einfache Übungen unseren energetischen Haushalt revitalisieren und so positiv in den Tag starten.
- Der Weihnachtsmarkt in Speyer mit den vielen Lichtern und Buden boten Snacks, Naschereien und Glühwein und war dieses Mal unser kleiner Ausflug.
- An den Abenden saßen wir in gemütlicher Runde zusammen, im Austausch über Themen zu HIV, aber auch einfach nur zum schwatzen und lachen. Das allseits bekannte Quiz von Tom sorgte für spannende Momente und Spaß.
- Mit einem abendlichen Fackellauf gedachten wir der Toten, die mit unserem Verein in Verbindung standen, insbesondere erweckten 25 Jahre Treffen in Bad Dürkheim viele Erinnerungen. Einzelne traten aus dem gebildeten Kreis nach vorne und sprachen Namen der Verstorbenen. Wir vergessen Euch nicht.
- Der Abschluss des Treffens am letzten Abend des Treffens war das sehr stimmungsvolle Zusammensein am Wärme spendenden Lagerfeuer.
Ausnahmslos alle Teilnehmer*innen äußerten im Abschlussplenum ihre Begeisterung für das Treffen.
Besonders erwähnt wurden die Workshops, der offene Gesprächskreis, und ebenfalls der Austausch über die Situation der serodifferenten Paare, was ein einzigartiges Merkmal innerhalb der Selbsthilfegruppen in Baden-Württemberg darstellt.
Betont wurde insbesondere das respektvolle Miteinander, der Zusammenhalt der Gruppe, dass das Zusammensein wie in einer "Familie" erlebt wurde und die Teilnehmer*innen mit neuer Kraft nach Hause gehen.
Eine Teilnehmerin berichtet:
Schon die Einladung zum Treffen war das erste Geschenk. Zum zweiten Mal bin ich nun auf einem Seminar von aktHivplus – diesmal in Bad Dürkheim. Ich bin seit 1984 positiv getestet. 22 Jahre habe ich mit der Infektion im Untergrund gelebt. Mein Partner war – bis zu seinem Tod vor 5 Jahren – negativ. Sein Umgang mit meiner Erkrankung war, als gäbe es diese nicht. Drüber reden wollte mein Mann auch nicht.
Ich lebte mit meiner Erkrankung in einem 2000-Seelen-Dorf und arbeitete als Erzieherin im dortigen Kindergarten. Aus Angst vor Repressalien hielt mein Mann die Geheimhaltung für besser – und ich? Ich weiß nicht so genau warum das so war. Weil ich mich selbst stigmatisiert habe und Angst vor Stigmatisierung durch Andere hatte. Im Laufe meiner Erkrankung musste ich das erleben, da wo frau „es“ sagen musste. Heute weiß ich, dass dieses Schweigen mich psychisch fertiggemacht hat.
Vor 12 Jahren bin ich das erste Mal zu einer Aidshilfe gegangen – hier in Tübingen. Dort wurde ich für zwei Jahre über die persönliche Assistenz betreut. Dann habe ich Tübingen wieder verlassen und bin zurück zu meinem (negativ getesteten) Partner gezogen.
Dann ist er verstorben. Nach weiteren 5 Jahren bin ich nach Tübingen gezogen und habe nochmals um Assistenz gebeten. Einmal die Woche treffe ich mich mit einer Mitarbeiterin der Aidshilfe – sie hat soziale Arbeit studiert und hatte das erste Mal Berührung mit dem Thema HIV.
Ich habe mich nach dem Umzug auf den Weg gemacht. Zwei Frauentreffen mitgemacht. Dann das erste Event im Sommer 2025 mit einer gemischten Gruppe. Alles natürlich Menschen die auch mit HIV leben. Der Austausch und Umgang miteinander hat mir Mut gemacht. Aufzustehen und zu reden, Erfahrungen auszutauschen, Trauer und Freude zu teilen. Sich erzählen, wie es früher war und heute ist. Schließlich bin ich eine „Longtime-Surviverin“.
Jetzt möchte ich über Bad Dürkheim erzählen, das ist grade drei Tage her.
Ich habe mich von Anfang an gefühlt, wie nach Hause zu kommen – obwohl ich grade mal die Hälfte der Teilnehmer/innen kannte. Die Begrüßung unter allen ist herzlich. Alle sind offen und freuen sich auf die Tage. Ein sehr umfangreiches und spannendes Programm wird uns vorgestellt – die Spannung steigt, was wohl so kommen wird. Den ersten Abend erzählen wir miteinander – überall begegnet mir Interesse und Wärme.
Den Morgen begrüßten wir mit der Morgenrunde durch den Wald. Qi Kung nach dem Frühstück und frisch gestärkt ins Seminar. Das Thema war interessant und mitreißend – spannend zur Selbstreflektion. Praktische Übungen runden den Seminarinhalt ab.
Zwischendrin konnte man sich im Werkraum beim kreativem Gestalten entspannen, Projekte beginnen und Gehörtes verarbeiten.
Im Kaminzimmer treffen wir uns abends, es wird gelacht und sich untereinander ausgetauscht. Ich wollte gar nicht ins Bett gehen. Alles war so interessant. Der dritte Tag fand ohne externe Referenten statt, es gab Gesprächsrunden – drei zur Auswahl! Ich habe mit den anderen über das Thema „Diskriminierung – immer noch – und „Einsamkeit im Alter/nach dem Outing als Positive vor der Familie und im Freundeskreis“ gesprochen. Das war aufwühlend und bewegend – plötzlich fließen die Tränen, auch das darf sein!
Abends gab‘s den Ausflug nach Speyer auf den Weihnachtsmarkt. Trotz Regenwetter war es schön – im Kaminzimmer lassen wir den Tag ausklingen.
Und schon ist es Samstag! Noch ein „Vortrag“ diesmal zum Thema „Positiv alt werden“. HIV und Alter – wer hätte damals gedacht, dass wir alt werden könnten? Viele Fragen konnten beantwortet werden – manches blieb wegen der Kürze der Zeit offen. Wie wird es mal, wenn wir ins Pflegeheim müssen? Da sind noch viele Fragen.
Dann fand der Fackellauf statt – mit einer Gedenkrunde an alle Verstorbenen, die wir entbehren müssen. Wir haben den Umgang mit dem Tod gelernt – er trifft manchen plötzlich und unerwartet. Wir fragen uns warum – wir haben doch gute Medikamente. Aber was ist mit den Langzeitfolgen? Den Nahtod-Erlebnissen jener Freunde, die auch heute noch erst sehr spät eine Diagnose bekommen, nach einem langen Leidensweg? Vieles stimmt uns traurig und nachdenklich. Dennoch wird niemand mit seinen Ängsten und Gedanken allein gelassen. Respekt und Toleranz prägen das gesamte Treffen.
Am letzten Abend wird wieder deutlich, wie schnell das Ende des Treffens naht. Wir tauschen unsere Kontaktdaten – wie viele Freunde man doch an einem Wochenende finden kann!
Das Abschlussplenum war berührend und manche Abschiedsträne kullert. Alle sind sich einig: Es war wieder ein gelungenes Treffen, gespickt mit Informationen, Emotionen, Träumen und Plänen für die nächste Zeit.
Ich bin erfüllt von den vielen Geschenken, die ich erhalten habe. Freunde haben mir Zeit geschenkt, mich mitgenommen, eingeladen, getröstet und ermutigt. Und mit Freunden meine ich auch das ganze Vorstands-Team.
Besonders schön fand ich, dass serodifferente Partner mit dabei waren, Angehörige von bereits verstorbenen Freunden, die jahrelang im Ehrenamt für uns um einen Platz in der Gesellschaft gekämpft haben. Schöne Reiki-Behandlungen und physiotherapeutische Angebote gaben mir Halt.
Ich werde meine Geschenke jeden Tag – eins ums andere – betrachten und mich daran freuen.
Ich danke Euch sehr herzlich dafür.
Eine Teilnehmerin, die zum ersten Mal bei uns dabei war, dankt aktHivplus mit einem Brief

Unser Programm

Die Workshops
Impressionen
Auf dem Weihnachtsmarkt in Speyer
aktHivplus - Was uns auszeichnet
Der Kreativ-Workshop
Gemeinschaft - Am Lagerfeuer

